Neue Zielstruktur in der Neuroblastomtherapie: CBSIs wirken bei Vincristin-Resistenz

Die Behandlung des Hochrisiko- Neuroblastoms steht vor einer therapeutischen Hürde: Etwa die Hälfte der Hochrisiko-Neuroblastome spricht nicht ausreichend auf die initiale Chemotherapie an oder erleidet einen Rückfall. Ein zentraler Grund ist die Resistenz gegenüber dem Tubulin-Inhibitor Vincristin, einem Standardpräparat der Erstlinientherapie.
In einer aktuellen Studie (siehe Link) wurde die Wirksamkeit neuartiger Colchicin-Bindungsstellen-Inhibitoren (CBSIs) bei vincristin-resistenten Neuroblastomzelllinien analysiert. Dabei wurde mit Zelllinien der RCCL-Collection gearbeitet. Anders als Vincristin binden CBSIs an eine alternative Domäne des Tubulinmoleküls – und umgehen damit klassische Resistenzmechanismen wie ABC-Transporter-vermittelte Wirkstoffausleitung oder βIII-Tubulin-Überexpression.
Zentrale Erkenntnisse:
- Zwei Substanzen, 4h und 4k, zeigten dosisabhängige Inhibition des Zellwachstums bei vincristin-resistenten und -sensitiven Linien.
- Beide CBSIs induzierten eine G2/M-Zellzyklusblockade, was ihre antimitotische Wirkung bestätigt.
- 4h erwies sich in nahezu allen Assays als potenter – inklusive Apoptoseinduktion in MYCN-amplifizierten Resistenzen.
- Unterschiede in der Apoptoseantwort deuten auf zelltypspezifische Resilienzmechanismen hin, die künftig gezielt adressiert werden könnten.
Warum das relevant ist: CBSIs eröffnen einen neuen Therapieansatz für Rückfallpatienten mit resistentem Neuroblastom – jenseits klassischer Vinca-Alkaloide. Sie könnten eine Option darstellen, wenn etablierte Therapien versagen, und das therapeutische Arsenal bei diesem komplexen Tumor substantiell erweitern.
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