Das Interdisziplinäre Labor – Teil 1/4
Die Suche nach Hilfe und die verzweifelte Hoffnung auf Heilung schweißen Eltern von an Krebs erkrankten Kindern zusammen. Das war es auch, was Sie zunächst in den 1980er Jahren zueinander finden ließ und auch zu Dr. Jaroslav Cinatl führte, der damals wissenschaftlicher Mitarbeiter des Universitätsklinikums Frankfurt war. Sie alle wollten das gleiche: Mehr und bessere Forschung für die Heilung von Krebs bei Kindern zu ermöglichen.
Die Idee des Interdisziplinären Labors für Tumor- und Virusforschung war geboren; hervorgegangen aus einer Kooperation zwischen der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin und dem Institut für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt mit dem Ziel durch angewandte Grundlagenforschung bessere Behandlungsmöglichkeiten von krebskranken Kindern zu ermöglichen.
Fast 20 Jahre war das Interdisziplinäre Labor in Laborräumen des Instituts für Medizinische Virologie untergebracht, und schon bald übernahm Dr. Cinatls Sohn, Prof. Jindrich Cinatl, die Leitung des neu geschaffenen Interdisziplinären Labors von seinem Vater.
Von Anfang an hatte die Forschung im Interdisziplinären Labor zwei Schwerpunkte. Zum einen beschäftigte sie sich mit der Behandlung von viralen Erkrankungen, die eine große Bedrohung für krebskranke Kinder darstellen, deren Immunsystem (häufig durch die Therapie, insbesondere im Rahmen von Stammzelltransplantationen) geschwächt ist. Der andere Schwerpunkt lag auf der Identifizierung und Untersuchung von neuartigen Behandlungsmöglichkeiten von krebskranken Kindern. In diesem Bereich war das Interdisziplinäre Labor z.B. maßgeblich an der Untersuchung und Entwicklung von Histondeazetylase-Inhibitoren beteiligt. Darüber hinaus beschäftigte sich das Interdisziplinäre Labor mit Forschungsthemen im Grenzbereich von Onkologie und Virologie: Es wurde ein neues Konzept erarbeitet (‚Onkomodulation‘), das beschreibt wie die Infektion von Krebszellen mit Viren den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen kann. Außerdem wurde die Verwendung sog. ‚onkolytischer‘ Viren zur Behandlung von Krebs untersucht.
Im Jahr 1994 wurde aus dem Verein Hilfe für krebskranke Kinder Frankfurt e.V. heraus die Frankfurter Stiftung für krebskranke Kinder gegründet, mit dem Ziel die Forschung direkt zu fördern. Ebenfalls von betroffenen Eltern. Bereits zehn Jahre später konnte die Stiftung aus dem Nachlass der mit nur 32 Jahren an Krebs verstorbenen Gelnhäuser Betriebswirtin Dr. Petra Joh ein eigenes Forschungshaus im Frankfurter Stadtteil Niederrad errichten, das 2005 eröffnet wurde und nach ihr benannt ist. Das Interdisziplinäre Labor für Tumor- und Virusforschung hat hier seine bleibende Heimat gefunden.